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Milliardenschweres Einhorn und kochender Eichhorn

Die diesjährige Vereinsversammlung von ch-direct stand unter dem Motto «Veränderung». Die Bandbreite der Vorträge reichte von visionären Zukunftsszenarien bis zur Fundamentalkritik am öffentlichen Verkehr. Zudem präsentierte neue Geschäftsführer Helmut Eichhorn sein Rezept für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der neuen öV-Organisation Alliance SwissPass.

Als Einhörner werden Startup-Firmen bezeichnet, die von den Investoren mit einem Wert von über einer Milliarde bewertet werden. Inwieweit solche Firmen wie Uber oder Flixbus in den öffentlichen Verkehr der Schweiz eingreifen könnten, zeigte Joël Luc Cachelin in seinem Inputreferat auf. «Die Schiene hat viel Zukunftspotential», sagte Cachelin, das werde auch von Investoren auf der ganzen Welt erkannt. Er plädierte für ein gemeinsames europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz, ähnlich wie es in China entsteht, und für mehr Lust auf Zukunft und Kreativität in den Transportunternehmen.

Digitalisierung als Chance betrachten

Eine Branche, deren Bestand sich durch den immensen Druck dieser Einhörner in den vergangenen 20 Jahren mehr als halbiert hat, ist die Reisebürobranche. Monika Bandi Tanner von der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern erarbeitete im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Leitfaden, wie stationäre Reisebüros im digitalen Zeitalter überleben können. Zentral fürs Überleben seien ein exzellenter Service, eine kompetente Beratung und die Suche nach neuen Nischen. «Sehen Sie die Digitalisierung als neue Chance, nicht als Gefahr», appellierte Bandi Tanner.

Den zweiten Teil der Veranstaltung lancierten Vertreterinnen und Vertreter der öV-Nutzenden. Sie gingen hart ins Gericht mit der Branche. So skizzierte beispielsweise Josianne Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz ein Erlebnis eines Kollegen, der sich hoffnungslos im Wirrwarr von Tarifen und Vertriebsmöglichkeiten verlor. Karin Blättler von Pro Bahn äusserte ihren Unmut darüber, dass gewisse Angebote wie beispielsweise Sparbillette nicht für alle Reisenden verfügbar sind. Und Peter Salvisberg vom K-tipp brach die Essenz des öffentlichen Verkehrs auf eine einfache Formel herunter: «Sie sollten sich auf Pünktlichkeit, genügend Sitzplätze und funktionierende Türen und Toiletten konzentrieren.»

Dienstleister für die öV-Branche

Der öV-Branche wird die Arbeit also nicht ausgehen. Deshalb wappnet sich der öffentliche Verkehr derzeit für die kommenden Herausforderungen – beispielsweise mit einem neuen Geschäftsführer für ch-direct. Helmut Eichhorn will die nationale Tariforganisation deutlicher als Dienstleister für die Branche positionieren und präsentierte sich selbst als Koch, der die verschiedenen öV-Zutaten zu einem für alle Reisenden und Transportunternehmen bekömmlichen Menu anrichten will. Und Tom Burch präsentierte die neue öV-Organisation Alliance SwissPass, welche am 1. Januar 2020 startet, sowie die beteiligten Gremien und den frischgewählten Strategierat.

Die nächste Vereinsversammlung von ch-direct findet am 10. Juni 2020 statt. Wir werden Ihnen wieder ein schmackhaftes Menu servieren.


Bernard Guillelmon wird Vizepräsident des Vorstandes ch-direct

Im Rahmen der ordentlichen Vereinsversammlung von ch-direct wurden sämtliche Anträge ohne Gegenstimme genehmigt. Als neue Mitglieder im Vorstand des Vereins wurden Toni Häne von der SBB und Christian Plüss von PostAuto begrüsst. Bernard Guillelmon von der BLS wurde zum Vizepräsidenten gewählt.